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Die Blockchain: Chancen, Risiken und Potenziale

Die Blockchain-Technologie sorgt für Diskussionen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Industriegrenzen. Gerade im Finanzsektor ist sie ein beinahe allgegenwärtiges Thema. Erdacht hat sie der gerade einmal 21 Jahre alte Vitalik Buterin. Ihre übergeordnete Idee ist der internationale Austausch von Werten – und das ohne eine Gebühr, komplizierte Verifizierungsverfahren oder einen Oberaufseher. Das Problem: Genau von diesem Vorgängen leben viele Banken.

Der Todesstoß für das Bankwesen?

Die Idee der Blockchain-Technologie entstand auf Grundlage der virtuellen Währung Bitcoin. Für viele Banken klingt sie wie der Todesstoß für ihr Geschäft: Denn bei Zahlungsvorgängen mit Bitcoins braucht es im Gegensatz zu anderen Zahlungsmethoden keine Informationen wie Name, Adresse oder Kartennummer. Auch entstehen keinerlei Gebühren. Im Grunde ist ein Blockchain eine dezentrale Datenbank, bestehend aus einer stetig wachsenden Liste von Transaktionsdatensätzen. Die Datenbank unterliegt einem Prozess der chronologisch linearen Erweiterung – vergleichbar mit einer Kette („chain“). Ständig neue Elemente führen zur Bildung von sogenannten Blöcken („blocks“). Jeder Block beinhaltet eine Summe zur Prüfung voriger Blocks.

Öffentlich, webbasiert und dezentralisiert

Das klingt erst einmal trocken und unspektakulär – eben nach klassischer Buchhaltung. Im Unterschied dazu liegt das „Kassenbuch“ bei der Blockchain-Technologie jedoch nicht im Aktenschrank eines einzigen Buchhalters. Vielmehr befinden sich tausende Kopien auf Computern rund um den Globus – darunter sowohl Privatcomputer als auch Businessserver. Entwickelt wurde das Modell des Blockchains, das haben wir bereits gehört, im Zusammenhang der Kryptowährung Bitcoin – und zwar als öffentliches, webbasiertes und dezentralisiertes Buchhaltungssystem aller jemals getätigen Bitcoin-Transaktionen. Die Blockchain befindet sich aufgrund ständig neuer Blöcke stetig im Wachstum. Jeder an das Netz der Kryptowährung angeschlossene Computer verwaltet eine Kopie des kompletten Blockchains. Und dessen Größe ist gewaltig: Bereits Ende 2015 umfasste es rund 50 Gigabyte.

Prinzipiell nicht zu hacken oder zu manipulieren

Wir fassen also zusammen: Der Begriff des Blockchains meint in seiner eigentlichen Bedeutung eine Datenbank zur Speicherung von Bitcoin-Transaktionen. Diese Datenbank befindet sich auf tausenden Computern rund um den Globus, die ihre Daten nahezu kontinuierlich abgleichen. Bei Ausscheren eines Knotens aus dem Konsens ist ein Ausschluss aus dem Netzwerk die Folge. Der Begriff der Blockchain-Technologie zielt hingegen auf die Übertragung dieser Technologie eines dezentralen, vertrauensunabhängigen Systems auf andere Gebiete als nur Bitcoin-Transaktionen – so beispielsweise Aktien oder Landrechte. Denn im Grunde ist ein Blockchain eine Datenbank, die im Rahmen einmal gesetzter Regeln nicht in der Lage ist, zu lügen. Sie ist also eine prinzipiell nicht zu hackende oder manipulierende Datenbank.

Rechenpower aus einem großen Netz von Computern

Mittlerweile besteht rund um die Blockchain-Technologie regelrecht ein Hype. Aus diesem Grund beginnen mehr und mehr Unternehmen unterschiedlichster Branchen mit der Untersuchung der Möglichkeiten einer Nutzung für ihre eigenen unternehmerischen Geschäftsprozesse. Immer häufiger fällt die Aufmerksamkeit in diesem Zusammenhang auf die Kryptowährung Ethereum. Dank ihres Konzepts flexibler Smart Contracts ermöglicht und vereinfacht sie ausgesprochen weitläufige Anwendungen. Als Kryptowährung basiert auch Ethereum auf dem Blockchain-Prinzip. Ethereum ist wie Bitcoin eine rein digitale Währung. Basierend auf einem dezentralen Bezahlnetzwerk, verursacht sie merklich geringere Transaktionsgebühren als traditionelle Online-Payment-Anbieter. Ein weiterer möglicher Vorteil: Kryptowährungen unterliegen nicht der Steuerung durch eine zentrale Staatsbank oder eine ähnliche Einrichtung. Es existieren keine physikalischen Ethers – so die interne Kryptowährung von Ethereum –, sondern nur mit privaten und öffentlichen Schlüsseln verbundene Kontostände. Abgelegt werden diese Kontostände zusammen mit allen jemals getätigten Transaktionen im öffentlichen Buchhaltungssystem des Blockchains. Die Bereitstellung der für die Verwaltung dieser massiven Datenmengen notwendige Rechenpower erfolgt durch ein großes Netz von Computern.

Die Blockchain als Schutzmechanismus für Datenmengen

Es lässt sich zweifellos festhalten: Die Blockchain ist die gewiss größte technische Erfindung im Bitcoin-Universum. Ohne sie wäre das Bitcoin-System zum Scheitern verurteilt, denn neue Bitcoins können nur auf Grundlage der bisherigen Bitcoins errechnet werden. Dennoch ist das Blockchain-Prinzip im Grunde kein Teil von Bitcoin. Konkret bedeutet das: Die Blockchain-Technologie ermöglicht die Entwicklung neuer Applikationen sowie die Begründung neuer Ökosysteme. Die Dezentralisierung des Blockchains bringt also eine Vielzahl von Vorteilen. Sei es der Schutz von Datenmengen mit Hilfe von Verschlüsselung und Zugriffsverwaltung oder die Möglichkeit der Sammlung und Analyse von Datenmengen: Die Blockchain-Technologie ist ein wichtiger Baustein in der Zukunft des Finanzsektors. Sie vereinfacht die Verifizierung von Datenbezugspunkten sowie das Aufspüren von Schwachstellen in Lieferkette und Zahlungsverkehr. Des Weiteren schafft die Blockchain-Technologie einen Mechanismus zur Beschleunigung des Jahresabschlusses. Ein weiterer Vorteil ist die Reduktion beziehungsweise Vermeidung unnötiger Kosten für Verwaltung, Infrastruktur und Finanzreporting. Es gibt aber auch Nachteile: So sind Einschränkungen beim Speicherplatz nur eines der noch zu lösenden Probleme. Hinzu kommen die schwierige Integrierbarkeit, schwer zu verwaltende Berechtigungen, der geringe Datendurchsatz sowie noch wenig individuelle Skalierbarkeit.

Was bedeutet die Blockchain-Technologie für CEOs?

Mit auf dem Blockchain-Prinzip basierenden Anwendungen wagen viele Unternehmen einen großen und wichtigen Schritt in die Zukunft. So fußt auch die Kryptowährung Ethereum, das haben wir bereits gehört, auf dem Blockchain-Prinzip dezentraler Rechenleistung. Sie dient daher als eine Art Verbindung zwischen Blockchain und Unternehmenssystemen. Die anpassbare Blockchain-Datenbank BigchainDB verwaltet bis zu einer Million Schreibvorgänge pro Sekunde – und das bei höchster nur erdenklicher Datenintegrität. Sich noch im Entwicklungsprozess befindende Blockchain-Anwedungsplattformen für die Finanzindustrie wie beispielsweise ERIS oder R3CEV dienen der Aufstellung der Businessregeln der Blockchain-Technologie: Auf diese Art und Weise bringen sie neue, sichere und transparente Geschäftsmodelle in die IT der Finanzbranche. Für CEOs bedeutet eine derart neue, dezentralisierte Technologie samt wachsendem Ökosystem die Erleichterung seiner Aufgaben. Denn sie verbessert nicht nur die Transaktionsabwicklung, sondern ermöglicht auch eine Kostenreduzierung.

Die Entwicklung zunehmend dezentraler Strukturen

Noch eine Herausforderung der Blockchain-Technologie ist die Integration in bereits bestehende Systeme. Allerdings gestaltet diese sich bis dato nicht als unüberwindbar. Des Weiteren überwiegen die durch die Blockchain-Technologie zu erwartenden Vorteile sowohl für das Business als auch für die Informationstechnologie merklich die Herausforderungen, die sich durch sie ergeben. Die IT beispielsweise entwickelt bereits jetzt zunehmend dezentrale Strukturen. Schließlich hat ein Großteil der Anwender bevorzugt selbst Kontrolle über seine digitalen Daten. Die Dezentralisierung der Kommunikation begann bereits mit dem Internet: Mit seiner Erfindung erhielt jeder Mensch mehr Verfügungsgewalt über die von ihm konsumierten Informationen. Im nächsten Schritt folgt nun die Dezentralisierung von Speicher und Rechenleistung. Die Blockchain liefert in diesem Zusammenhang „nur“ ein weiteres Element: Es befeuert Ideen der Steuerung von Kryptowährungen nicht nur über dezentrale Netze, sondern auch über digitale Inhalte wie Fotos, Kunst, Texte oder Musik.

Wie nutzen IT-Konzerne das Potenzial von Blockchain?

Großkonzerne aus dem Bereich der IT basteln derzeit bereits an Service- und Softwareökosystemen rund um die Blockchain-Technologie. So bietet IBM Entwicklern die Möglichkeit der Aufsetzung eigener Blockchains innerhalb seiner Cloud. Big Blue stellt auf seiner Plattform Bluemix den der Bitcoin-Blockchain zugrunde liegenden Hyperledger-Code zur Verfügung. Durch die Integration des Containerdienstes Docker ermöglicht IBM Entwicklern nun die Erstellung eigener Mini-Blockchains innerhalb einer Sandbox – und das laut Aussage von IBM innerhalb von nur zwölf Sekunden. Auch Microsoft weiß um den Nutzen von Blockchain: Unter Ethereum Blockchain as a Service startete das Unternehmen in der Azure Cloud das Project Bletchley. In nächster Zeit ist der Launch verschiedenere Middleware-Tools zur Erweiterung des Businessnutzens von Blockchain geplant. Blockchain as a Service richtet sich in erster Linie an Entwickler. Als technisches Werkzeug dienen sogenannte Cryplets: Mit ihrer Hilfe können Anwender externe Daten in ein Blockchain einpflegen – und das ohne Einschränkungen in Sicherheit und Integrität. Die Cryplets eignen sich für die Entwicklung in jeder beliebigen Programmiersprache. Analog zum Angebot von IBM laufen sie innerhalb eines sicheren beziehungsweise geschützten Containers. Microsoft sieht den Profit der Blockchain-Technologie vor allem in sicherheitsrelevanten Themen wie Verschlüsselung und Identitätsmanagement. Weitere große Konzerne im Bereich der IT, darunter HPE und SAP, beobachten die Blockchain-Technologie ebenfalls schon seit längerer Zeit. Eigenen Aussagen zufolge befinden sie sich noch mitten in der Auswertung der Angebotsmöglichkeiten rund um Blockchain.

Wie nutzen Banken das Potenzial von Blockchain?

Das Bankwesen ist von der Entwicklung in Sachen Bitcoins und Blockchains betroffen wie kaum eine andere Branche. Kryptowährungen sieht man dort derzeit noch als eher kuriose Bedrohung. Ein ohne die Beteiligung von Staat und Banken funktionierendes Geld? Unmöglich! Und dennoch wahr: Kryptowährungen wie Bitcoin ermöglichen Handlungen im Zusammenhang mit Geld, für die zuvor eine Bank notwendig gewesen wäre – so beispielsweise die Versendung und Aufbewahrung von Geld in digitaler Form. Des Weiteren stellt Bitcoin dem Staatsmonopol auf die Geldschöpfung ein Modell entgegen, in dem Geld ohne staatliche Autorität und in kontrollierter Rate erzeugt werden kann. Außerdem entzieht Bitcoin dem Staat seine Methoden zur Kontrolle von Geldströmen. Konkret gesagt: Das Blockieren, Rückgängigmachen oder Einfrieren von Bitcoin-Konten ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ebenfalls nicht möglich ist eine verbindliche Verknüpfung von Bitcoin-Konten mit der Identität des Nutzers.

Kryptowährungen für Transaktionen und als Wertanlage

Für die Regulierungsinstanzen des Staats sind Kryptowährungen dennoch kein grundsätzliches Problem. Entgegen weitverbreiteter Fehlannahmen verhindert Bitcoin nicht zwangsläufig die Durchsetzung von Anti-Geldwäsche-Regeln oder die Überführung von Straftätern. Allerdings stehen Ermittler und Regulierer vor der Herausforderung, dass die Regeln und Gesetze der EU noch nicht zur Gänze geklärt sind. Für Banken sind Kryptowährungen ebenfalls nicht unbedingt ein Problem, sondern eher vielleicht so etwas wie ein Ärgernis: Betreiben Kunden von Banken ein Bitcoin-Unternehmen, bringt dieser Umstand den Banken mitunter Konflikte in Sachen Betrug und Geldwäsche ein. Bitcoin ist in diesem Zusammenhang vor allem ein Thema für die Fraud- und Compliance-Abteilung. Überwindet eine Bank jedoch die offensichtliche Herausforderung und die regulatorischen Schwierigkeiten, kann sie Kryptowährungen durchaus als Chance begreifen. Schon jetzt gibt es Banken wie beispielsweise die Münchner Fidor-Bank, die Bitcoin und Co. für ihre Zwecke nutzen – sei es nun für Transaktionen oder als Wertanlage.

Chancen und Risiken der Blockchain-Technologie für die Geschäftsprozesse des Bankwesens

Versuchen Banken sich an der Arbeit mit anderen Kryptowährungen als Bitcoin, geht dies bereits in Richtung Blockchain. Ein Durchbruch währe die Bildung eines eigenen Blockchain-Systems zur Abwicklung von Transaktionen und Wertpapierhandel. In diese Richtung gibt es bereits eine ganze Reihe von Bestrebungen. Eine Vielzahl von Banken und Finanzinstituten wie die UPS, die Commerzbank, die Credit Suisse und die Deutsche Bank haben sich Konsortien zur Blockchain-Technologie wie Enterprise Ethereum angeschlossen. Die Ziele dieser Projekte reichen von der Herausgabe von Mittelstandsanleihen bis hin zur Schaffung eines Eurotokens über ein Blockchain. Insgesamt steht die Bewegung aber noch am Anfang. Ein Großteil der Banken sondiert derzeit den Nutzen des Einsatzes der Blockchain-Technologie für ihre Geschäftsprozesse. Vergessen wird da mitunter schon einmal die Möglichkeit nicht nur positiver, sondern auch disruptiver Auswirkungen auf das Bankwesen – womit wir bei den Risiken der Blockchain-Technologie wären. Denn wenn die Blockchain den Versand von Werten unter Einsatz nur weniger Mittelsmänner ermöglicht, bedeutet dies im Umkehrschluss, dass es zwangsläufig auch einen oder mehrere Mittelsmänner gibt, die übergangen werden. Diese Mittelsmänner hätten wiederum zum Beispiel die Möglichkeit, direkt von ihrem Bankkonto aus Aktien zu verwalten, ohne dass andere Akteure involviert sind. Das Spektrum solcher Disruptionen erstreckt sich über eine Vielzahl von Tätigkeitsfeldern im Bankwesen – darunter Währungshandel, Kautionskonten und Wertpapiermanagement.

Fazit: Die Blockchain als das fünfte bahnbrechende Computerparadigma?

Abschließend lässt sich zusammenfassen: Die Innovation der Blockchain-Technologie bezeichnet man durchaus nicht unberechtigterweise als das fünfte bahnbrechende Computerparadigma. Damit rangiert sie in einer Gewichtsklasse mit dem Internet in den 1990er-Jahren. Denn Blockchain bewirkt ähnliche Umwälzungen wie die Erfindung des Internets: Als dezentralisierte Datenbank besitzt jeder Netzwerkteilnehmer seine eigene Kopie der Daten. Die Vorteile des Blockchain-Prinzips liegen auf der Hand. So verhindert es zum Beispiel die Löschung oder Manipulation von Inhalten. Dadurch ist die Blockchain die ideale Basis für eine direkte, sichere und einfache Übertragung von Daten und Werten. Des Weiteren eignet sie sich für die Automatisierung und Standardisierung von Prozessen. Sie reduziert nicht nur Kosten und Risiken, sondern sorgt auch für eine Steigerung von Tempo, Effizienz und Sicherheit. Dennoch gibt es noch viele technische und juristische Herausforderungen, die überwunden werden müssen. Aber auch das galt damals für das Internet.